Diese Woche fanden an der FH St. Pölten die Abschlusspräsentationen im Fach Storyboard und Illustration im Studiengang Digital Marketing und Kommunikation statt.
Ziel des Kurses ist es einerseits, die Adobe-Programme (insbesondere Illustrator) kennenzulernen, und andererseits, praxisnahe Projekte zu entwickeln, die sich für Pitch-Präsentationen oder Bewerbungsportfolios eignen.
Ich unterrichte aktuell drei Lehrveranstaltungen im Department Digital Business and Innovation, und mir ist wichtig, dass dort generative AI (genAI) aktiv in den kreativen Arbeitsprozess eingebaut wird – nicht nur theoretisch, sondern anwendbar.
Lehrveranstaltung: Illustration & Storytelling
Die Studierenden in diesem Kurs sind angehende KommunikationsstrategInnen, die sich durch ihren gewählten Schwerpunkt auch mit Digital Design auseinandersetzen – sei es, um autonomer arbeiten zu können oder um die Zusammenarbeit mit DesignerInnen besser zu gestalten.
Am wirkungsvollsten lässt sich das im Rahmen eines konkreten Projekts über das gesamte Semester hinweg vermitteln. Aufgabe war, einen Kawaii-Character für ein Unternehmen zu entwickeln – inklusive Kommunikationsstrategie und Präsentation.
Warum Kawaii-Character?
Kawaii (japanisch für „niedlich, liebenswert“) ist nicht nur ein Stil, sondern auch eine Form der sanften, freundlichen Kommunikation. In Japan bedeutet das oft: nicht zu streng wirken, Offenheit zeigen, Nähe herstellen.
Genau darum ging es auch im Kurs: Die Studierenden sollten sich überlegen, welche Kommunikationsprobleme bestimmte Unternehmen haben, und wie ein süßes, sympathisches Maskottchen helfen kann, diese zu lösen – sei es im Branding, in der Kundenkommunikation oder als Merchandising-Element.
Es gibt online zahlreiche visuelle Vorlagen und Guidelines zum Kawaii-Stil. Trotzdem war es wichtig, dass die Studierenden individuelle, eigenständige Figuren entwickeln.
Storyboard & Illustration: Die Aufgabenstellung
Neben dem eigentlichen Character und dessen Illustration mussten die Studierenden ein vollständiges Kommunikationskonzept entwickeln, das den Kawaii-Character strategisch im Unternehmenskontext verankert.
Dazu gehörten folgende Schritte:
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- Archetyp entwickeln – Welche Grundrolle verkörpert die Figur (z. B. HeldIn, MentorIn, RebellIn)?
- Plot und Hintergrundgeschichte ausarbeiten – Welche Geschichte erzählt der Character, und welche Werte transportiert er?
- Ein Unternehmen auswählen – Für welche Marke oder Organisation könnte die Figur arbeiten oder stehen?
- Zielgruppenbezug herstellen – Für wen ist die Figur gedacht, und wie spricht sie die Zielgruppe emotional an?
- Kommunikationsfunktion begründen – Wie unterstützt der Character die Markenkommunikation? Welche Botschaft vermittelt er?
- Merchandising-Ideen entwickeln – Welche Produkte lassen sich mit dem Character gestalten (z. B. Stofftiere, Verpackung, Kleidung)?
- Mockups gestalten – Zur visuellen Darstellung der Anwendungsmöglichkeiten, z. B. für eine überzeugende Pitch-Präsentation.
ChatGPT als Unterstützung im Kreationsprozess
Die Studentin Diana Franco Camacho hatte eine besonders kreative Idee:
Sie hat ihre selbst gezeichnete Skizze an ChatGPT übergeben und sich daraus mit einem Bildgenerator eine Top Vorlage für einen Kawaii-Character erstellen lassen.
Das ist eine großartige Möglichkeit, erste Entwürfe schnell zu visualisieren – und gleichzeitig eine perfekte Grundlage für die weitere Arbeit in Illustrator!
Als ich zu ihr kam, wollte sie ChatGPT schnell wegdrücken – ich glaube, weil sie es für „Schummeln“ hielt. Dabei zeigt ihr Ansatz wunderbar, wie selbstverständlich wir mittlerweile mit AI-Tools arbeiten – und wie schnell heute kreativer, visueller Content entstehen kann.

ChatGPT wurde genutzt, um aus einer handgezeichneten Skizze eine erste Basis für eine spätere Vektor-Illustration zu generieren – als Teil des kreativen Prozesses im Projekt an der FH St. Pölten.
AI-Unterstützung für Pitch-Präsentationen
Am Ende des Semesters stand die Präsentation des gesamten Konzepts – und da gehören Mockups natürlich dazu.
Früher waren kostenlose Socken-Mockups aus dem Netz (z. B. von Behance oder Canva) Standard.
Dieses Jahr hat sich das verändert: Mehrere Studierende haben ihre Illustration gezielt an ChatGPT oder andere Bildgeneratoren übergeben, um individuelle Mockups zu erstellen – von Stofftieren über Verpackungen bis hin zu Merchandising Artikel.
Diese maßgeschneiderten AI Mockups machten die Präsentationen nicht nur überzeugender, sondern auch deutlich markennäher. Und das ganz ohne Photoshop.
Das zeigt: Mockups ohne Photoshop erstellen ist längst Realität – und AI wird ganz selbstverständlich im Prozess genutzt, auch wenn wir es im Unterricht gar nicht explizit thematisiert haben.
In der Galerie zeigen wir Beispiele, wie Studierende im Rahmen des Projekts an der FH St. Pölten mit ChatGPT Bilder generiert und für ihre Pitch-Präsentationen visualisiert haben.
Eigene Erfahrungen
Ich habe den Ansatz auch in meinen eigenen Projekten ausprobiert:
Ich habe bestehende Illustrationen von meinem Kinderbuch „Pandemie in Laponoma“ genutzt und mit Hilfe von AI ein Stofftier, Bettwäsche und Kleidung generiert – das wäre eine perfekte Vorlage für eine reale Produktion gewesen.
Auch privat nutze ich AI mittlerweile oft:
Für die geplante Umgestaltung meiner Küche habe ich einfache Handyfotos gemacht und mithilfe von AI verschiedene Farbvarianten und Einrichtungsideen durchgespielt. Das alles – ohne Photoshop – in wenigen Minuten.
Schnelle Visualisierung ohne Aufwand ist heute für alle möglich.

Schnelle Innenraumgestaltung – Farbvarianten und Einrichtungsideen mithilfe von AI visualisiert, ganz ohne Photoshop.

Charakter aus meinem Kinderbuch „Pandemie in Laponoma“ als AI-Mockup:
Aus Illustration wird Stofftier – mit AI generiert, als Vorlage für eine reale Produktion.
Conclusio
In den letzten zwei Jahren haben sich die Möglichkeiten für Design-Studierende und Kreative stark erweitert. Die Kombination aus klassischer Gestaltung und AI-gestützter Visualisierung ermöglicht schnelle, flexible und hochwertige Präsentationen und Konzepte. Ein spannender Wandel, den ich mit großer Freude beobachte.

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