Ich wollte eigentlich nur ein Bild.
Eine Tasche in Vulvaform, von oben geöffnet, befüllt mit Hygiene-Produkten für Babys: Schnuller, Windel, Fläschchen, Tücher.
Keine Provokation. Keine Sexualisierung. Einfach eine visuelle Metapher für das, was viele Mütter nach der Geburt empfinden: dass man eine neue Rolle bekommt und sich neu sortieren muss.
Ich wusste natürlich schon, dass es ein Problem werden könnte, Hygiene-Produkte darzustellen (siehe foglenden Artikel), aber ich wollte es selbst noch einmal ausprobieren und bestätigt bekommen.
„She’s not missing. She’s rearranged.“
So lautete später der Slogan einer fiktiven Werbeanzeige für eine Frauenklinik. Doch bis ich dieses Bild umsetzen konnte, war es ein weiter Weg – mit jeder Menge Blockierungen, Frustrationen und Umwegen.
ChatGPT, generative AI und das Wort „Vulva“
Die erste Idee war, das Bild mit ChatGPT zu visualisieren, weil ich dort mit der Dialogfunktion gut arbeiten kann und einfach mal sehen wollte, wie weit ich komme. Anschließend hätte ich es ohnehin mit Retexture in Midjourney neu gebaut.
Das Problem war nur: Ich wusste bereits, dass ich das Wort „Vulva“ nicht verwenden darf – sonst funktioniert es nicht. Also musste ich Schritt für Schritt umformulieren. Man könnte meinen, dass medizinische Kontexte anders behandelt werden, aber das ist noch nicht der Fall.

Erste Versuche mit ChatGPT, eine Vulva-Tasche durch generative Bildfunktionen zu gestalten – der Fokus lag auf der Grundform und der Symbolik durch Babyartikel.
Skizze auf dem iPad – Vulva-Tasche mit Procreate entwerfen
Da mir das nichts brachte – besonders nicht in Bezug auf Details wie Fächer oder Innentaschen der Windeltasche – habe ich selbst eine Skizze am iPad gemacht und sie Midjourney als Vorlage gegeben.
Aber: Da es eine schemenhafte Zeichnung war, hat die Software die Form vermutlich als Vulva erkannt – und sofort blockiert.
Also dachte ich mir: Ich ergänze einfach ein paar Babyartikel schlampig in Photoshop, um den Fokus auf den Inhalt zu lenken statt auf die Form.
Und das hat dann auch tatsächlich funktioniert. Da wurde anscheinend die Bedeutung durch Kontext überschreiben.
Ich hatte dadurch zumindest eine Grundform, mit der ich in ChatGPT und dann im Midjourney-Retexture-Editor weiterarbeiten konnte.

Da ich gut skizzieren kann, ist es für mich kein Problem, rasch Entwürfe in Procreate anzufertigen – hier sieht man, wie ich eine Vulvaform als Vorlage für das spätere Visual erstellt habe.
Step 3: Retexture in Midjourney
Im Midjourney Editor nutzte ich die Retexture-Funktion und konnte so mit der Vorlage weiterarbeiten, die ich mir bis dahin erarbeitet hatte. Die Ergebnisse waren zwar nicht exakt das, was ich mir vorgestellt hatte, aber sie brachten mich weiter.
Durch die unterschiedlichen Farbtöne kam ich auf die Idee, dass das auch als Repräsentation verschiedener Hautfarben lesbar sein könnte.
Ich hatte dann zumindest eine gute visuelle Basis, die ich in Photoshop weiterbearbeitet habe – denn bei kleinen Flächen finde ich die Funktion „Generative Fill“ Midjourney immer noch überlegen.
Was mir hier auffiel: Auch in Photoshop waren die Begriffe wie „baby wipes“ zwar problematisch, vermutlich wegen der Kombination mit „wet“ oder „soft“. Begriffe, die in anderen Kontexten oft als sexuell interpretiert werden.

Ein kleiner Auszug der Fehlermeldungen, die auftreten, sobald man bestimmte Keywords wie „vulva“, „baby diapers“ oder „hygiene wet wipes“ verwendet – und wie sensibel generative AI auf Körperbezüge reagiert.

Hier kam die neue Idee auf, mehrere Sujets zu gestalten – mit unterschiedlichen Farben, Formen und Größen der Vulva-Taschen, um Vielfalt und verschiedene Hauttöne sichtbar zu machen. Die Ergebnisse entstanden in Midjourney mit der Retexture-Funktion.
Step 4: Zwischen Photoshop, ChatGPT und Midjourney – der Workaround-Loop
Dann folgte ein ewiger Wechsel zwischen Programmen: Bilder generieren, Schnipsel verwenden, neu zusammensetzen, Retexture, wieder zurück.
Ich weiß, das klingt wenig magisch – aber es ist aufwendig, besonders wenn man eine konkrete Bildidee verfolgt.Generische Motive wie „Blume“ oder „Katze“ funktionieren natürlich viel schneller. Aber wenn man gezielte, inhaltlich aufgeladene Bilder machen will, muss man sehr viele Varianten erzeugen.

Wenn man an Kreativwettbewerbe denkt, bei denen künftig offengelegt werden muss, in welchem Ausmaß generative AI verwendet wurde, wird einem bewusst, wie hoch der administrative Aufwand dafür sein kann – besonders bei so vielen Zwischenständen wie hier.

Man sieht: Ich arbeite im Prozess nicht immer „sauber“ – muss ich auch nicht. Midjourney retexture braucht oft gar keine perfekte Ausgangslage, um stimmige Resultate zu liefern.

Hier sieht man zwar drei deutliche Schritte – von Skizze über Flat-Design bis hin zum fotorealistischen Ergebnis – aber nicht die unzähligen Zwischenschritte dazwischen. Und genau das zeigt: So ein Bild entsteht eben nicht auf Fingerschnipsen.
Use Case generative AI Ad-Visual – warum ich daraus eine fiktive Anzeige gemacht habe
Am Ende habe ich das Bild in eine fiktive Anzeige eingebettet – mit Claim, Text, Struktur.
Nicht, weil ich ein echtes Produkt verkaufen will, sondern um Blog-LeserInnen ein klares Anwendungsbeispiel zu zeigen.
Und es hilft natürlich, wenn man früher GrafikdesignerIn war und Dinge schnell und routiniert in Form bringen kann. Das ist dann eben das Handwerk.

Fertiges Sujet – Beispiel für eine mögliche Anwendung der vulva diaper bag in einer fiktiven Awareness-Kampagne. Generiert mit midjourney von deaex 2025.
Windeltaschen-Vulva: Was ich gelernt habe
- Content Policies vs. Care-Arbeit: Midjourney & ChatGPT blockieren nicht grundlos – aber oft undifferenziert. Das braucht noch Zeit, bis der Unterschied zwischen Sexualisierung und medizinischem Kontext besser erkannt wird.
- Stable Diffusion wäre offener – aber nicht jede*r kann oder darf es verwenden.
- Photoshop-Kenntnisse bleiben wichtig, wenn man generative AI kreativ und kontrolliert einsetzen will.
- Man braucht Geduld. Und Lust, von Tool zu Tool zu springen, bis das Bild funktioniert.
- Die AI wurde zum Werkzeug für eine visuelle Montage, nicht zur Endlösung. Für Pitches ist das super – aber schöner wäre es natürlich, das Ganze später real umzusetzen, zu fotografieren, vielleicht sogar den Entstehungsprozess filmisch zu begleiten. Nur weil ich GenAI feiere, heißt das nicht, dass ich den Mehrwert analoger Medien nicht sehe.
Fazit: Midjourney, Vulva und die Grenze zwischen Körper und Content Policy
Diese Arbeit hat mich knapp drei Stunden gekostet – dafür ist das Ergebnis wirklich okay.
Ich denke aber schon darüber nach, wie das ist, wenn man Midjourney & Co im Bereich medizinische Produkte, Hygieneartikel, Pharma etc. einsetzt. Diese Branchen müssen in der Lage sein, Körperlichkeit visuell darzustellen.
Der starke Kontrast dazu: Midjourney kann Waffen problemlos generieren.
Ich verstehe die Intention der Content Policies – aber sie zeigen deutlich:
Die KI unterscheidet (noch) nicht zuverlässig zwischen Sexualität, Pornografie, Körper und Hygiene.
Das ist ein Problem – besonders bei gesellschaftlichen oder medizinischen Themen.
Ich bin nicht wütend, dass das so ist – es ist ein Snapshot eines laufenden Entwicklungsprozesses. Und es wird spannend zu beobachten, wie sich das in den nächsten Jahren verändert.

Mit einem einzigen Prompt lassen sich Waffen wie eine Glock ohne Einschränkungen generieren – im Gegensatz zu Begriffen wie „Vulva“ oder „Babyhygiene“, die sofort Moderationsprobleme auslösen. #🎧Amerika-Rammstein

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