Generative KI kann Waffen und hypersexualisierte Körper erstellen, aber scheitert an einem simplen Tampon. Meine Erfahrungen mit Midjourney zeigen die absurden Grenzen der AI Content Moderation.
Die unerwartete Grenze: Kein AI generierter Tampon möglich
Bei meiner Arbeit unter dem Künstlername Sainte Vienne entwickle ich visuelle Konzepte mit generativer KI im Bereich „Sex, Drugs and Catholicism“. Midjourney ist dabei eines meiner Hauptwerkzeuge – bis ich an eine überraschende Grenze stieß: Ich wollte ein KI Bild Tampon für ein konkretes Projekt generieren.
Das Ergebnis? Trotz verschiedener Prompts, Stile und Umwege war es unmöglich, mit Midjourney einen Tampon zu erstellen. Weder im Herbst 2024 (V6.1) noch in der aktuellen Version V7 (2025) gab es brauchbare Resultate. Letztendlich musste ich auf ein echtes Foto zurückgreifen und es mit Photoshop bearbeiten.

Ein Tampon mit Kreuzanhänger auf rosa Stoff – zentrale Visualisierung des Projekts. Der Tampon selbst ist ein echtes Foto; der hellblaue Schatten wurde bewusst belassen, um die sterile Ästhetik eines Hygieneprodukts zu betonen.
Workflow-Dokumentation: Dutzende Versuche, null Tampons
Was die meisten nicht sehen: die schiere Anzahl an Variationen, die nötig waren, um überhaupt ansatzweise passende Ergebnisse zu erhalten. Meine dokumentierten Versuche zeigen deutlich, wie schwierig es ist, Perioden Produkte mit generativer KI darzustellen.
Besonders absurd wird es beim direkten Vergleich: Während Midjourney problemlos Waffen, Gewalt oder hypersexualisierte Darstellungen des weiblichen Körpers generieren kann, wird ein medizinisches Hygieneprodukt wie ein Tampon aktiv blockiert.
Das Wort „Tampon“ allein führt zu Ausweichbildern:
- Blumen und Pastellfarben
- Weichgezeichnete Verpackungen
- „Feminin“ codierte Symbole
- Alles andere – nur nicht das eigentliche Objekt
Ausschnitte aus dem Workflow: So interpretiert Midjourney den Prompt „Tampon“ – von Blumenmustern über pastellfarbene Verpackungen bis hin zu abstrakten, feminin codierten Motiven. Keine davon zeigt das eigentliche Produkt. Einblicke in die Grenzen generativer KI bei weiblicher Hygiene.
Art Attech – Kunst küsst Techno
Das finale Bild war Teil meiner Arbeit für Sainte Vienne. Es wurde im November 2024 bei der Veranstaltungsreihe Kunst küsst Techno #9 am 2. November – organisiert von Art Attech – gezeigt und in weiterer Folge am Karfreitag 2025 bei der 11. Edition zugunsten der Frauenhäuser versteigert.
Die Veranstaltungsreihe kreiert eine Plattform zum Ausstellen und Feiern für Kunstschaffende abseits des klassischen Galeriebetriebs. Kuratiert von Erik Czejka und Valerie Pauß küsst Kunst die Clubkultur und Techno wird zur Inspirationsquelle für die Kunst. Erik bespielt hauptberuflich Plätze und Parks mit mobilen Stadtmöbel: Zuko, Valerie bringt täglich ihr Wissen rund um Kunst im Auktionshaus im Kinsky ein.
KünstlerInnen können sich regelmäßig über offene Calls bewerben:
🔗 Instagram: @artattechwien (5.000 Follower)
Einblicke in die Veranstaltungsreihe Kunst küsst Techno von Art Attech im Club Fluc und der Fluc Wanne in Wien: Ausstellung, Versteigerung und Clubkultur verschmelzen zu einem einzigartigen Format. Gezeigt wurden Werke von Sainte Vienne – darunter das Tampon-Motiv.
designaustria Artikel: Gestalten mit Generativer KI
Zudem wurde das Bild in einem doppelseitigen Artikel im designaustria-Mitteilung veröffentlicht. Der Titel: „Gestalten mit Generativer KI – zwischen kritischer Reflexion und praktischer Anwendung“.
Ich hätte mir nicht gedacht, dass genau dieses Bild so viel Aufmerksamkeit bekommt – aber es ist spannend zu sehen, wie sich solche Themen entfalten und Resonanz erzeugen können. Besonders, weil das Bild bewusst mit Symbolik spielt: ein Tampon mit Kreuzanhänger – irgendwo zwischen Kitsch, Tabu und Körperpolitik.

Auszug aus der designaustria mitteilung, Ausgabe 2/2025: Mein Beitrag zum Artikel „Gestalten mit Generativer KI – zwischen kritischer Reflexion und praktischer Anwendung“. Das Tampon-Motiv wurde dabei großflächig abgedruckt.
Warum generierte Bilder von Damenhygiene wichtig sind
Vergleichsweise habe ich auch ChatGPT und Adobe Firefly getestet – bei ChatGPT funktionierte das Generieren von Tampons in technischer Hinsicht besser, aber die Ergebnisse waren entweder zu generisch oder nicht visuell einsetzbar.
Gerade im Kontext von Marketing, Aufklärung und Gesundheitskommunikation wären solche AI generierten Tampon-Bilder extrem wertvoll. Auch wenn ich AI Content Moderation grundsätzlich verstehe: Wenn man sich das Marktvolumen im Damenhygiene-Sektor anschaut – wie die Statista Marketing Insights zeigen – dann braucht man dafür auch visuellen Content.
Es ist schade, wenn man genau solche alltäglichen Produkte nicht generieren kann, obwohl sie einen milliardenschweren Markt repräsentieren.
Quelle: Statista Market Insights November 2024 (Consumer Market Damenhygiene):
- Der Umsatz im Damenhygiene-Markt wird 2025 etwa 695,04 Mio. € betragen.
- Bis 2029 wird ein Marktvolumen von 1,01 Mrd. € erwartet (CAGR 9,76 %).
- Mit 1,71 Mrd. € prognostiziert China den größten Umsatz.
- Die Zahl der NutzerInnen wird bis 2029 bei ca. 51,4 Mio. liegen.
- Der durchschnittliche Umsatz pro NutzerIn (ARPU) liegt bei 15,50 €.

Vergleich mit Adobe Firefly und ChatGPT : Beide Tools konnten technisch halbwegs brauchbare Tampon-Bilder generieren (bis auf die Firefly Luftballon Version) – jedoch entspricht die Gesamtästhetik nicht meinem visuellen Anspruch.

Marktentwicklung laut Statista: Der globale Umsatz mit Damenhygieneprodukten soll bis 2029 auf über 63 Mrd. US-Dollar steigen. Umso erstaunlicher, dass generative KI wie Midjourney es nicht zulässt, visuelle Inhalte für diesen Milliardenmarkt zu erzeugen – obwohl genau hier Bedarf an Kommunikation und Aufklärung besteht.
Conclusio
Produkte wie Tampons sind kein „heikles Thema“ – sie sind Teil alltäglicher Realität und der Markt verdient Geld damit. Alleine das könnte angesehen werden als etwas dass es selbstverständlich macht dass man das generieren kann. Die Erfahrungen mit Midjourney zeigen aber: Genau das ist nicht selbstverständlich.
Bei meinem finalen Bild, wo ich den Tampon selbst reinretuschieren musste, wird deutlich: Die Grenzen zwischen „was ist KI-generiert“ und „ab wann ist es menschliche Arbeit“ verschwimmen komplett. Der menschliche Input überwiegt meiner Meinung jedoch am Ende.
Das Projekt zeigt auch, dass man als Prompter genau wissen muss, welches Tool welche Bilder in welcher Qualität hervorbringt – und wo die jeweiligen Limitierungen liegen.

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