Als Visual Content Strategist faszinieren mich Aesthetics – diese visuellen Welten, in denen wir emotional und bildlich eintauchen können. Feinste Nuancen formen eine Botschaft, denn schließlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Gerade deshalb sollte diese Disziplin besonders geschätzt werden.
Zur Weihnachtszeit ist das Thema Bildwelten besonders relevant. Marken präsentieren ihre Visionen des perfekten Fests und stellen KonsumentInnen vor die Frage: Welches Weihnachtsfest wollt ihr „kaufen“? Ein traditionelles, ein modernes, ein herzliches oder eines, das sich ideal auf Instagram inszenieren lässt?
Doch bei all dem visuellen Überfluss in der Adventszeit stellt sich für mich eine größere Frage: Was können wir in einer Zeit von Überkonsum und hektischer Weihnachtshysterie von Marken lernen, die für das Gegenteil stehen? Marken, die Qualität und Beständigkeit verkörpern?
Ich habe mich gefragt, welches Weihnachtsfest ich selbst „kaufen“ würde. Dabei fiel mir Barbour ein – eine Marke, die für mich das Prinzip „lieber ein gutes Stück“ statt „immer mehr, immer neu“ repräsentiert.
In diesem Blogartikel teile ich meine Erkenntnisse und die Prompts, die ich verwendet habe, um ein Weihnachtsfest zu inszenieren, das meiner eigenen Vorstellung entspricht.
Midjourney: Moodboard vs. Style References
Mein erster Ansatz war, mit Style Reference (–sref) in Midjourney zu arbeiten. Obwohl die einzelnen Bilder überzeugten, fehlte die visuelle Kohärenz – ein kritischer Faktor für Markenidentität.
Die Lösung liegt in Midjourneys neuer „Moodboard“-Funktion. Sie ermöglicht es, einen konsistenten Stil für Unternehmenskommunikation zu entwickeln.
Wichtig dabei:
- Style Reference und Moodboard sind nicht kombinierbar
- Wenige, gut gewählte Referenzbilder reichen für eine gute, erste Richtung
- Moodboards können ständig bearbeitet und somit verfeinert werden
Wenn Sie in Zukunft generierte Bilder in Ihrer Kommunikation einsetzen möchten, sollten Sie bei FotografInnen frühzeitig die zusätzlichen Rechte einholen – neben Online und Print auch für Moodboards oder KI-Bildgeneratoren
Aesthetic Recherche
Bei der Bildrecherche zu Barbour wurde mir schnell klar: Das Markenbild, das mich bis heute fasziniert (und weshalb ich Barbour Kleidung kaufe) stammt aus den 90er Jahren. Diese visuelle Identität löst immer noch ein Gefühl von Wärme aus, während mich der aktuelle Markenauftritt weniger berührt. Das ist für mich ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie nachhaltig gut durchdachte Bildsprache wirken kann.
Also begann ich mit meiner Recherche, wie Barbour in den späten 80ern und 90ern ausgeschaut hat. Zu Beginn nutzte ich die üblichen digitalen Quellen wie Pinterest, Google und Instagram und Blogs. ChatGPT verwies mich auch auf YouTube-Archive mit alten Werbeblöcken, auch wenn Barbour in Österreich und Deutschland – glaub ich – keine TV-Werbung schaltete.
Die wertvollsten Referenzen finden sich jedoch in der analogen Welt:
- Vintage-Produkt Kataloge (Flickr, Reddit, Ebay, Tumblr, Easy Shop, Vintage Catalogues, Catalog Collections)
- Alte Magazine mit Print-Werbeanzeigen
Besonders spannend ist dabei zu beobachten, wie Produkte damals präsentiert wurden – etwa, wie großzügig der Platz in Katalogen für ein einzelnes Produkt genutzt wurde, um die Übersichtlichkeit für KonsumentInnen zu erhöhen. (Quelle: archivalblog.com)
Was das für den Job eines Prompters bzw. für visuelle Content StrategInnen bedeutet: Als Prompter sollte man die Kosten und den Aufwand für die Beschaffung und Sichtung solcher Materialien einplanen. Nicht alles ist online verfügbar, und die Lieferung von physischen Katalogen braucht Zeit.
Quelle: archivalblog.com
Barbour Christmas Heritage Aesthetic, Early ’90s: Prompts
Um den Look der frühen 1990er-Jahre von Barbour überzeugend einzufangen, reicht es nicht aus, lediglich ein paar Schlagwörter wie „British Old Money Christmas 90s“ zu verwenden. Wie bereits erwähnt, empfiehlt es sich, tiefer in die damalige Bildsprache einzutauchen. Alte Kataloge, Magazine oder Werbeanzeigen bieten hierbei wertvolle Inspiration und ermöglichen eine authentische Umsetzung des Stils.
Dabei sollte der Blick nicht nur auf Barbour selbst gerichtet sein, sondern auch auf andere Marken aus den 1990ern, die ein ähnliches Lebensgefühl transportiert haben. Ralph Lauren kann zum Beispiel ein vergleichbares Flair bieten, ist jedoch stark amerikanisch geprägt – für eine authentische britische Ausstrahlung sind vielmehr die landestypischen Details entscheidend.
Wichtige Aspekte, anhand derer ich meine Bilder beurteilt habe
Farbpalette:
- Kühl, gedeckt und leicht erdig.
Bildkomposition
- Natürliche, gelegentlich leicht verwackelte Outdoor-Aufnahmen.
- Authentische, ungestellte Posen.
Requisiten (Props)
- Wachsjacken, Tartan-Schals, Lederstiefel, Gummistiefel, rustikale Naturkulisse.
- Dezente Weihnachtsdetails, keine übertriebene Dekoration
Licht und Stimmung
- Weiche, natürliche Lichtverhältnisse, um eine gemütliche, nostalgische Atmosphäre zu erzeugen.
- Lichterketten eher dezent, nicht so intensiv wie in amerikanischen Inszenierungen.
Message
- Werte wie Tradition, Qualität, Heritage sowie ein Hauch von Abenteuer und Landleben.
Innenräume
- Klein und verwinkelt, gerne mit Holzvertäfelungen oder William-Morris-Tapeten.
- Dekorative Elemente wie Pferde- oder Hundebilder unterstreichen den typisch britischen Charakter.
Menschen / Models
- Bei Frauen dominieren häufig dunkle, leicht zerzauste Haare in z.B. Kastanienbraun. Das Make-up bleibt dezent und unterstreicht den typisch britischen Understatement-Stil.
- Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen wirken natürlich und ungekünstelt – ohne übertriebenes Posing oder abgeklärte Coolness.
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Keywords, die ich in Midjourney verwendet habe
Herausforderungen mit Midjourney: The American Way
Die Arbeit mit Midjourney bringt eine interessante Herausforderung mit sich: Selbst wenn Begriffe wie „British Christmas“ als Prompt eingegeben werden, tendieren die Ergebnisse häufig zum amerikanischen Stil:
- Strahlend weiße Zähne
- Blondierte Haare
- Die Frau als Schmuckstück (oder Reizunterwäsche unterm Bademantel)
- Übertrieben dekorierte Räume
- Wärmere Farbtöne
- Helle Sitzmöbel
- Das Bild der „perfekten Familie“ dominiert
Die authentisch britische Ästhetik hingegen ist subtiler, kühler und zurückhaltender.
Conclusio: Learnings für moderne Markenkommunikation
Für MarkenexpertInnenn und Kreative zeigt sich: Um authentische Emotionen hervorzurufen, lohnt sich oft ein Blick in die „gute alte Zeit“. Die Suche nach der perfekten weihnachtlichen Bildsprache ihrer Marke führt unweigerlich in die Archive – zu alten Katalogen, Zeitschriften und Werbekampagnen. Diese Recherche ist zeitaufwendig und ressourcenintensiv, und für ein Unternehmen zeigt sich dabei auch, wie gut das vorhandene Bildmaterial gepflegt wird – von der Qualität der Bilder bis zur systematischen Archivierung.
Für mich war dieser Blogartikel eine sehr persönliche Arbeit, die mich daran erinnerte, warum ich ursprünglich in die Werbung wollte. Als Kind verbrachte ich Stunden damit, Kataloge und Filme zu studieren und mir vorzustellen, wie mein Leben einmal aussehen würde. Diese kindliche Perspektive wirft eine zentrale – moralisch dahingestellte – Frage für Marken auf: Würde ein Kind ihren Katalog anschauen und träumen: „Wenn ich einmal groß bin, dann soll mein Weihnachten genau so aussehen“?
Diese simple Frage zeigt, ob es einer Marke gelingt, nicht nur Produkte zu verkaufen, sondern eine begehrenswerte Lebenswelt zu schaffen, die über Generationen hinweg Bedeutung hat.
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