Künstliche Intelligenz verändert aktuell viele Bereiche der Kunstwelt – von der Produktion bis zur Bewertung von Kunstwerken. Um die aktuellen Entwicklungen besser einordnen zu können, habe ich mir drei Dokumentationen von ARTE angesehen:
Die Beiträge zeigen, wie vielfältig die Rolle von KI in der Kunst diskutiert wird: als kreatives Werkzeug, als Herausforderung für Urheberrechte, als Hilfsmittel zur Kunstbewertung – und als Auslöser von grundlegenden Fragen darüber, was Kunst heute eigentlich ist.
Der Fall Théâtre D’Opéra Spatial
2022 gewann Jason Allen mit dem Werk Théâtre D’Opéra Spatial den ersten Preis bei der Colorado State Fair Art Competition in den USA. Das Besondere: Das Bild entstand mithilfe der Bildgenerierungs-KI Midjourney (Version 3). Der Titel, das futuristische Ambiente und Elemente der Renaissance und des Barock verweisen auf die Space-Opera-Ästhetik – vergleichbar mit Star Wars oder Doctor Who.
Jason Allen berichtete, dass er rund 80 Stunden mit der Optimierung seiner Prompts verbracht und 600 bis 900 Bildvarianten generiert habe, bevor er drei Bilder auswählte und sie in Photoshop nachbearbeitete. Trotz dieser intensiven Arbeit wurde er von Teilen der Kunstszene als „Betrüger“ bezeichnet. Für ihn zeigt sich darin die Weigerung mancher Künstler, maschinelle Kreativität als künstlerisch anzuerkennen.
Doch die grundsätzliche Frage bleibt: Wem verdankt man AI-Art – den Maschinen oder den Menschen?
![Théâtre D'opéra Spatial (pronounced [teɑtʁ dɔpeʁa spasjal]; French for 'Space Opera Theater') is a digital arts piece generated and edited by an American man named Jason Michael Allen with the generative artificial intelligence (GAI) model Midjourney.](https://deaex.at/wp-content/uploads/2025/06/960x640_wikipedia_Theatre_Dopera_Spatial_-Jason-M.-Allen_2022.jpg)
Théâtre D’opéra Spatial“ (französisch für „Weltraum-Opern-Theater“) ist ein digitales Kunstwerk, das von dem US-Amerikaner Jason Michael Allen mithilfe des generativen KI-Modells midjourney erstellt und bearbeitet wurde. [Source]
Die lange Geschichte technischer Kunstproduktion
Die Verbindung von Kunst und Technologie ist nicht neu. Schon in den 1950er Jahren konstruierte Jean Tinguely seine Metamatics — Maschinen, die eigenständig abstrakte Zeichnungen anfertigten.
In den 1980er Jahren entwickelte sich die Fraktalkunst, bei der Künstler computergenerierte, mathematisch basierte Strukturen schufen. Auch diese frühe computergestützte Kunst löste Debatten über Autorschaft und künstlerischen Wert aus. Die aktuelle Diskussion um AI-Kunst ist somit eine Fortsetzung einer langen Geschichte des Einsatzes technischer Hilfsmittel in der Kunst.

Fraktale Kunst nutzt mathematische Formeln, um unendliche, selbstähnliche Muster zu erzeugen. Mit Hilfe von Computern und Algorithmen entstehen komplexe, visuell faszinierende Strukturen, die häufig in der digitalen Kunstszene zu finden sind.
KI in der Kunstbewertung
In der arte-Dokumentation Wie KI den Kunstmarkt aufmischt wird gezeigt, dass KI längst nicht mehr nur Kunst produziert, sondern auch bei der Bewertung und Authentifizierung eingesetzt wird. Beim Art Market Day – einem internationalen Treffen zur Innovation im Kunstmarkt – wurde das Schweizer Start-up Art Recognition vorgestellt. Die KI analysiert Pinselstriche, Farbauftrag und Komposition und kann so zur Authentifizierung von Kunstwerken beitragen. Ziel ist, mehr Transparenz und Sicherheit auf dem Kunstmarkt zu schaffen.
Doch auch hier stößt die Technologie auf Skepsis: Viele ExpertInnen sehen ihre Rolle als „HüterInnen der Kunst“ infrage gestellt. Fachwissen und das Selbstverständnis unfehlbarer Autorität geraten in Konkurrenz. Die KI kann Fälschungen womöglich zuverlässiger entlarven, könnte aber auch den Kunstmarkt insgesamt grundlegend verändern.
Die digitale Verschiebung des Kunstbegriffs
In den oben genannten arte-Dokumentationen wird gezeigt, dass die Digitalisierung nicht nur die Produktion und Bewertung von Kunst verändert, sondern auch ihre Rezeption. Werke werden zunehmend über Smartphone-Bildschirme betrachtet, unabhängig von ihrer tatsächlichen Größe und Materialität. Das Erleben von Kunst verschiebt sich damit zunehmend von der physischen Präsenz ins digitale Interface.
Ein Beispiel für KI-gestützte Kunst zeigt das Projekt The Next Rembrandt (2016), einer Kooperation von Microsoft, der Universität Delft und dem Mauritshuis Den Haag. Mit Hilfe von 500 Stunden Rechenzeit wurde ein neues, auf bestehenden Werken basierendes Rembrandt-Bild generiert.
Letztlich spiegelt KI die Ideen, Assoziationen und Sehgewohnheiten der Betrachter wider — wie ein „imaginärer Multiplikator“, der Türen zu neuen ästhetischen Erfahrungen öffnet
Conlusio
Letztlich bleibt die zentrale Frage bestehen: Wird KI zum Werkzeug, das menschliche Kreativität erweitert – oder ersetzt sie den Künstler? Wahrscheinlicher ist, dass KI zu einem zusätzlichen Instrument wird, das neue Formen des künstlerischen Ausdrucks ermöglicht, aber weiterhin menschliche Entscheidungen, Kuratierungen und Reflexionen braucht. So wie einst die Polaroid-Kamera den fotografischen Prozess vereinfachte, ohne den kreativen Blick der FotografInnen zu ersetzen.

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