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Im Sommer 2024 begann ich, mich intensiver mit Adobe Firefly zu beschäftigen – zunächst, weil ich wissen wollte, warum die generierten Bilder so „stockig“ wirkten. Gleichzeitig rückten die neuen Nutzungsbedingungen von Adobe in meinen Fokus. Was als einfache Recherche zu Lizenzbedingungen begann, führte schnell zu weiteren Fragen, insbesondere zum Thema Trainingsdaten und deren Transparenz.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über Adobes Ansatz beim Training ihrer KI – ein Aspekt, der möglicherweise wegweisend für die Entwicklung der kreativen Industrie sein könnte.

Was ist Adobe Firefly?

Adobe Firefly ist ein generatives KI-System, das auf einem Diffusionsmodell basiert – wichtig zu wissen: Es ist kein Large Language Model (LLM) wie ChatGPT. Seine Hauptaufgabe ist es, aus Textbeschreibungen Bilder zu generieren.

Fast alle NutzerInnen mit einem Adobe Creative Cloud-Abonnement haben Zugriff auf Firefly. Allerdings kann es Ausnahmen geben, z.B. bei Lizenzen für Bildungseinrichtungen. Diese sind häufig lokal beschränkt, und die KI-Funktionen, die sich noch in der Beta-Phase befinden, sind dort oft nicht integriert.

Das Besondere an Firefly ist seine nahtlose Integration in die Adobe Creative Cloud. Die KI-Features finden sich in verschiedenen Adobe-Programmen:

  • Adobe Express: Generative Fill, Text zu Vorlage, … 
  • Photoshop: Generative Fill, Hintergrund erweitern, Neural Filters, …
  • Illustrator: Text to Vector, Generative Neu Einfärbung
  • Lightroom: Generatives Entfernen, verbessern – Entrauschen, …
  • Zukünftige Updates sollen auch generatives Audio und Video umfassen.

Finden Sie hier eine Übersicht aller KI-Anwendungen von Adobe.

Darstellung der Adobe Firefly Funktionen, basierend auf Trainingsdaten aus Adobe Stock. Zeigt die Möglichkeiten der generativen KI wie Text-zu-Bild, Generative Fill und Vektorillustration im Jahr 2024. deaex 2024

Der Firefly Bildgenerator

Eines der bekanntesten Firefly-Features ist der Bildgenerator, der mittlerweile in seiner dritten Version vorliegt. Er erstellt fotorealistische Bilder und Illustrationen basierend auf einfachen Texteingaben direkt im Browser. Zudem ist er in Adobe Express und Google Bard integriert.

Als jemand, der täglich mit verschiedenen KI-Bildgeneratoren arbeitet, sehe ich Vor- und Nachteile:
Das Interface ist deutlich übersichtlicher als beispielsweise Midjourney auf Discord, was ihn besonders attraktiv für die breite Masse macht. Ein weiterer Pluspunkt ist die Mehrsprachigkeit – Textprompts sind in über
100 Sprachen möglich. Allerdings neigen die generierten Bilder oft zu einem eher kitschigen, stockfoto-ähnlichen Stil – die Gründe dafür werde ich im nächsten Abschnitt erläutern.

Besonders hervorzuheben ist die Struktur– und Stil-Referenz-Funktion. Sie ist äußerst wertvoll, wenn man präzise Layoutvorstellungen hat und das Bild entsprechend anpassen möchte. Sehen Sie hier ein Beispiel. 

Ein kurzes Fazit vorab: Der Firefly-Bildgenerator eignet sich hervorragend für den Einstieg in die KI-Bildgenerierung. Das intuitive Interface und die schnellen Ergebnisse machen ihn zum idealen Werkzeug für erste Experimente. Für professionelle PrompterInnen mit spezifischen stilistischen Anforderungen ist er meiner Meinung nach jedoch zu limitiert.

Fun Fact: Für die Nutzung der Funktionen werden Credits verbraucht.

Benutzeroberfläche von Adobe Firefly: Intuitive Text-zu-Bild-Funktion mit generativen Optionen für professionelle Anwendungen. Fokus auf Benutzerfreundlichkeit im kreativen Workflow. deaex 2024

Beta-Programme als Hintertür? Adobe’s KI-Trainingsstrategie unter der Lupe

Aber woher kommen eigentlich die Trainingsdaten für Adobe Firefly? Die aktuellen Firefly-KI-Modelle wurden offiziell auf einem klar definierten Datensatz trainiert:

  • Lizenzierte Inhalte: Hauptsächlich Adobe Stock-Bilder
  • Gemeinfreie Inhalte: Materialien, bei denen das Urheberrecht abgelaufen ist
  • Offen lizenzierte Inhalte: Solche, die frei verfügbar und legal nutzbar sind

Im Juni 2024 kam es jedoch zu einem Aufschrei in der Creative-Community: Adobe wurde verdächtigt, zusätzlich Nutzerdaten zum KI-Training zu verwenden – etwas, das das Unternehmen stets von sich wies

Bei meinen Recherchen stieß ich auf ein aufschlussreiches Dokument zu den Lizenzvereinbarungen vom 12.6.2023: Adobe plant demnach offiziell nicht, Inhalte von Unternehmenskunden zum KI-Training zu verwenden – mit einer Ausnahme: Beta-, Verbesserungs- und Feedback-Programme.

Diese Ausnahme erscheint besonders brisant, wenn man bedenkt, dass Adobe in seiner Creative Cloud eine eigene Rubrik für Beta-Versionen unterhält. Diese Beta-Programme erfreuen sich großer Beliebtheit, da NutzerInnen stets danach streben, neue Funktionen als Erste zu testen. Eine clevere Strategie von Adobe?

Diese Entwicklung wirft kritische Fragen auf: Wie transparent ist Adobe’s Umgang mit Nutzerdaten wirklich? Und welche Rolle spielen Beta-Programme in der längerfristigen KI-Strategie des Unternehmens? Ist das nicht eigentlich ein guter Grund, Adobe Dateien nicht mehr in der Adobe Cloud zu speichern, sondern lokal?

Übersicht der Beta-Versionen von Adobe-Programmen in der Creative Cloud, inklusive Firefly-Modellen. Zeigt die nahtlose Integration von generativer KI. deaex 2024
Generative AI training by Adobe: Nutzerbedinungen für Unternehmenskunden. Klärung, dass Adobe keine Inhalte von Enterprise-Nutzern (einschließlich Firefly-Inputs und Outputs) in Datensätzen für das Training generativer KI-Modelle verwendet, außer im Rahmen von Beta-, Verbesserungs- oder Feedback-Programmen. deaex 2024

Adobe Stock als Basis für Firefly

Adobe Stock, eine umfangreiche Plattform für Stock-Bilder, Videos und Vektorgrafiken, dient als wesentliche Grundlage für das Training von Adobes generativem KI-Modell Firefly. Inhalte, die von Mitwirkenden hochgeladen wurden, sind Teil des Trainingsdatensatzes, und ein Opt-Out war und ist nicht möglich, sofern Künstler weiterhin ihre Werke bei Adobe Stock anbieten wollten.

Eine entscheidende Änderung trat mit der Veröffentlichung des Adobe Stock Contributor Agreement Additional Terms am 1. März 2022 und dessen Wirksamwerden am 15. April 2022 in Kraft. In dieser Vereinbarung wurde Adobe eine weitreichende Lizenz eingeräumt, um hochgeladene Inhalte für die Entwicklung neuer Funktionen und Dienste zu nutzen. Diese Änderung erfolgte ohne expliziten Hinweis auf geplante KI-Trainings, was für viele Mitwirkende später zu Überraschung und Kritik führte.

Dazu eine sehr gute Aufbereitung Sie dazu in einem Blogbpost von alltageinesfotoproduzenten.de

Kompensationszahlungen von Adobe

Erst nach Abschluss der Beta-Phase von Firefly führte Adobe ein Bonuskompensationsprogramm ein. Die Details wurden im September 2023 bekannt gegeben, als Mitwirkende, deren Inhalte für das Training verwendet wurden, eine einmalige Bonuszahlung erhielten.

Der Bonus basierte weniger auf der Nutzung für das KI-Training, sondern vielmehr auf der Anzahl genehmigter Bilder und deren Lizenzhäufigkeit zwischen Juni 2022 und Juni 2023. Die Berechnungsgrundlage für die Zahlung von Adobe sind somit Portfoliogröße und Umsatz.

Der Mindestbetrag für die Auszahlung wurde bei der ersten Auszahlungsrunde 2023 vorübergehend von 25 USD auf 1 USD gesenkt. Für das Jahr 2024 gilt folgendes: „Der Bonus ist nicht garantiert, er variiert für jede(n) berechtigte(n) Anbieter(in) und wird nach Ermessen von Adobe ausgezahlt.“

Hier ist ein Screenshot mit den Details. Darauf ist ersichtlich, dass eine Auszahlung erst dann angefordert werden kann, wenn der Betrag ≧ 25  USD ist.

Screenshot der Adobe-Website mit Informationen zu Bonuszahlungen für Firefly für das Jahr 2024. Details zur Berechnung der Boni, Mindestanforderungen von 25 US-Dollar für Auszahlungen und weiteren Bedingungen für Adobe Stock-Mitwirkende. deaex 2024

Ein Blick in die Zukunft

Auf der Adobe MAX 2023 wurde ein spannender Ausblick auf die Zukunft von Firefly präsentiert: Adobe plant, Kreativen die Möglichkeit zu geben, das Modell mit ihren eigenen Assets zu trainieren. Dies würde es erlauben, Inhalte zu erstellen, die dem individuellen Stil und Branding entsprechen, ohne durch die Daten anderer Kreativer beeinflusst zu werden.

Für Unternehmen wäre das eine vielversprechende Entwicklung, da sie Firefly mit ihren Markenassets maßgeschneidert einsetzen könnten. Allerdings könnte dies auch eine Strategie von Adobe sein, Verantwortung abzuwälzen: Wenn die NutzerInnen die Datenbank selbst mit ihren Assets füttern, könnte Adobe argumentieren, keinen Einfluss auf die Inhalte zu haben – eine geschickte Art, sich aus der Verantwortung zu ziehen.

Learnings bei der Recherche

Während der Arbeit an diesem Blogartikel wurde mir deutlich, wie viele verschiedene FAQ-Seiten Adobe anbietet und wie umfangreich das dort gebündelte Wissen ist. Die schiere Menge an Informationen macht es unglaublich schwierig, den Überblick zu behalten und eine „Single Source of Truth“ zu etablieren. Inhalte sind über diverse Plattformen verteilt, darunter:

Ein weiteres wichtiges Learning ist, wie essenziell Screenshots als Belege für eigene Recherchen sind. Inhalte auf verlinkten Seiten können sich jederzeit ändern – sei es aus rechtlichen Gründen oder zur Optimierung der Kommunikation. Screenshots schaffen Transparenz und sichern die Argumentation vor späteren Änderungen oder dem Verlust der Originalquellen. Dies ist besonders wichtig, wenn man langfristig auf die Informationen zurückgreifen möchte.

Fazit: Warum wirken Adobe Firefly Bilder so stockig?

Die „stockige“ Optik der generierten Bilder von Firefly ist also kein Zufall. Sie ist das direkte Ergebnis der Datenbasis, auf der die generative KI trainiert wurde: Adobe Stock. Diese Datenquelle bringt sowohl Vorteile als auch Einschränkungen mit sich. 

Einerseits sorgt die Verwendung von lizenzierten und rechtssicheren Materialien für eine kommerzielle Nutzbarkeit und Qualität, andererseits prägt sie die Ästhetik stark, was die kreative Vielfalt limitieren kann. Vor allem wenn sie auch noch genAI Bildmaterial zum Trainieren verwenden.

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Adobe Firefly ein Werkzeug mit großem Potenzial:

  • Intuitive Nutzung: Besonders der Image Generator überzeugt durch seine einfache Bedienung, die den kreativen Prozess erleichtert.
  • Kostenvorteil: Da Firefly bereits in der Adobe Creative Cloud enthalten ist, fallen keine zusätzlichen Kosten für die Nutzung an.
  • Kommerzielle Verwendbarkeit: Mit Unterstützung für über 100 Sprachen und lizenziertem Material bietet Firefly eine sichere Basis für professionelle Projekte.
  • Geschlossenes Ökosystem: Die nahtlose Integration in die Creative Cloud ermöglicht eine effiziente Nutzung und Verknüpfung mit anderen Adobe-Tools und der Content Authenticity Funktion.
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Tiny

Tiny Bernhard BA ist eine österreichische Designerin und Illustratorin, spezialisiert auf generative KI in der Bildgestaltung. Sie teilt ihre Einblicke und Techniken auf ihrem Blog und lehrt an der FH St. Pölten im Department Digital Business & Innovation.

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